Gisela-Seeger-Ays-Hamburg.de

 

 

Du bist online

 

In einem kleinen Ort in Deutschland starben am selben Tag, ja fast zur selben Stunde zwei wohl bekannte Männer.

Der eine, Pfarrer August Möller, predigte seit Jahren jeden Sonntag von der Kanzel, dass am Ende nur die guten Taten zählten. Auf seine Schäfchen machte das wenig Eindruck. Sie überhörten seine Worte und dösten lieber vor sich hin.

Der andere, Bruno Clemens, fuhr den großen Bus der einzigen Reisegesellschaft weit und breit. Es gab keinen Menschen in dieser Gegend, der nicht schon einmal zitternd in seinem Bus gesessen hatte, während er fröhlich pfeifend und mit quietschenden Reifen enge Kurven, steile Abfahrten oder rote Ampeln hinter sich ließ.

Man musste sich wirklich fragen, wieso er und seine Fahrgäste immer mit heiler Haut davon kamen.

Zur Trauerfeier für August Möller kamen fast alle Mitglieder der Gemeinde. Dagegen geleiteten nur wenige Menschen Bruno Clemens zu seiner letzten Ruhestätte.

Wie das so geht, erreichten die beiden Dahingeschiedenen zur selben Zeit das große Himmelstor.

Petrus erwartete sie. "Na, da seid ihr ja. Es ist schon alles gerichtet.”

weiter unter Kurzgeschichten

 

 

So ein toller Plan

 

Anna saß am Küchentisch und starrte in die leere Kaffeetasse. Wie war sie bloß in diesen Schlamassel geraten? - Alles fing damit an, dass sie eines Tages auf die abartige Idee kam, das Leben ließe sich nur als Ehefrau ertragen.

Gerade zu dieser Zeit lief ihr Kurt über den Weg. Es fiel ihr auch nicht schwer, ihn zum Standesamt zu schleifen.

Doch auf ihn und die Hausarbeit hatte sie schon nach kurzer Zeit eine Stinkwut. Sie brauchte nur daran zu denken, was jeden Abend auf sie wartete. …

 

Weiteres unter Kurzgeschichten

 

 

Die liebe Verwandtschaft

 

Martha saß auf ihrem alten Ohrensessel am Fenster und sah in den trüben Novemberhimmel. Sie lebte allein, denn von den Männern ihrer Generation waren zu viele im Krieg gefallen.

Ihre ganze Verwandtschaft bestand aus ihrem Neffen Alfred und ihrer Nichte Nora.

Die beiden hatten es sich nicht nehmen lassen, heute zu Marthas 78. Geburtstag zu erscheinen.

 

weiter unter Kurzgeschichten

 

 

Der Intensivkurs

 

Unser junger Pastor war gerade mal 33 Jahre alt, als er mit seiner Familie auf die Insel kam. Er war maßlos enttäuscht. Er hatte sich vorgestellt, hier mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Stattdessen bestand unsere Gemeinde hauptsächlich aus älteren Menschen, die hier überwintern wollten.

Seine Schüler aus dem Religionsunterricht und deren Eltern nahmen am Gemeindeleben nicht teil.

Vor seiner Abreise hatte der Pastor einen Intensivkurs in Spanisch absolviert. Er fühlte sich absolut sicher. Darum ging er auch allein zum Ausländeramt, um die Sache mit seinen Papieren zu regeln.

Als man ihn nicht besonders höflich behandelte, sagte er empört auf spanisch: „Ich bin der deutsche Pastor. – Soy el pastor aleman.“

Die Umstehenden konnten ihr Lachen nicht verkneifen.

Pastor aleman heißt hier nämlich der Schäferhund.

Aktualisiert ( Donnerstag, den 14. Oktober 2010 um 16:51 Uhr )

 

 

Schiffsuntergang

Es ist längst allgemein bekannt

ein altes Schiff wirft nicht viel ab.

Der Reeder hockt genervt an Land

Da hilft nur noch ein nasses Grab.

Doch wann? Wie? Wo? Die Frage quält.

Es zählt nur Geld , nicht das Gewissen.

Dem Kapitän wird nichts erzählt.

Er muss nicht alles wissen.

Es tobt ein Sturm, das Schiff schlägt leck.

Die Retter scheinen nicht mehr weit.

Die Crew hockt kreidebleich an Deck.

Bleibt wirklich noch genügend Zeit?

Das Schiff geht unter wie ein Stein.

Der Reeder streicht Millionen ein.

Gisela Seeger-Ays                                


 


Neues Buch von Gisela Seeger-Ays


Sachen gibt’s…

ISBN: 9783839191477

 

 

Dieser Band enthält acht unwahrscheinliche Kurzgeschichten, die in der Zukunft so passieren könnten – oder auch schon heute?

 

<< Start < Zurück 1 2 3 Weiter > Ende >>

Seite 3 von 3