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Der Intensivkurs

 

Unser junger Pastor war gerade mal 33 Jahre alt, als er mit seiner Familie auf die Insel kam. Er war maßlos enttäuscht. Er hatte sich vorgestellt, hier mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Stattdessen bestand unsere Gemeinde hauptsächlich aus älteren Menschen, die hier überwintern wollten.

Seine Schüler aus dem Religionsunterricht und deren Eltern nahmen am Gemeindeleben nicht teil.

Vor seiner Abreise hatte der Pastor einen Intensivkurs in Spanisch absolviert. Er fühlte sich absolut sicher. Darum ging er auch allein zum Ausländeramt, um die Sache mit seinen Papieren zu regeln.

Als man ihn nicht besonders höflich behandelte, sagte er empört auf Spanisch: „Ich bin der deutsche Pastor. – ‚Soy el pastor aleman.‘“

Die Umstehenden konnten sich ihr Lachen nicht verkneifen.

‚Pastor aleman‘ heißt in Spanien nämlich der Schäferhund.

 

Gisela Seeger Ays

 

 

Chips

 

Gregor ging in die kleine Kneipe gegenüber. Gerade wollte er sich auf einen Hocker schwingen und ein kühles Bier bestellen, da bemerkte er den Fremden an einem der Tische. Gregor fiel sofort seine verkrampfte Haltung auf. Steif und hölzern saß er da, als hätte er Angst, vom Stuhl zu fallen.- Jetzt winkte der Mann. Gregor war nicht ungefällig und ging hinüber zu ihm. Der Fremde zeigte auf einen Stuhl an seinem Tisch. „Bitte, setzen Sie sich. Was darf ich Ihnen bestellen - Kaffee oder Bier?“

„Bier,“ sagte Gregor.

Aktualisiert ( Donnerstag, den 02. Juni 2011 um 12:50 Uhr )

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Die Fahrt nach Helgoland

 

Ende der sechziger Jahre kam Georgs Binnenschiffsfirma so richtig in Schwung. Die Schiffe fuhren hauptsächlich nach Berlin, aber auch zum Mittellandkanal und zum Rhein.

Neben Zeitungsdruckpapier in Rollen und Lebensmittel für die Einfuhr- und Vorratsstelle beförderten die Schiffe vor allem  Kupfer nach Berlin und zurück. In Berlin wurde das Kupfer - wie es hieß - veredelt. In Wahrheit bestand die ganze Veredelung nur darin, die Kupferplatten oder Zigarren einmal durchzusägen. Dafür gab es dann Berlinhilfe. Die war so reichlich bemessen, dass alle Beteiligten gut davon leben konnten.

Eines Tages kam der Spediteur, der das großartige Geschäft angeleiert hatte, mit einem Anliegen zu Georg.

Wichtig erklärte er: “Ich muss meiner Kundschaft mal wieder etwas bieten. Die Barkassentour auf der Unterelbe vor zwei Jahren fand ja allgemein Anklang. Aber dieses Mal sollte unser Ausflug die Fahrt noch übertreffen. Organisieren Sie das. Ich verlasse mich auf Sie.”

Er erwähnte noch, dass er sich nicht lumpen lassen würde und ging.

Georg beriet sich mit Julia. Sie waren sich sofort einig. Da kam nur Helgoland in Frage.

Sie kannten die kleine Insel in der Nordsee von ihren Urlaubsreisen. Vor allem liebten sie dort die ruhigen Tage über Sylvester, wenn die großen Bäderschiffe in den Heimathäfen ihren Winterschlaf hielten. Dann fuhr nämlich nur noch Cassen Eils mit seiner Atlantis - und direkt in den Hafen.

Den rief Georg jetzt an und fragte, ob man sein Schiff auch chartern könnte. Cassen Eils brummelte hocherfreut sein ‚Ja‘. Denn jetzt im Herbst war sein Schiff nur noch selten ausge- bucht. Er machte einen guten Preis, so dass sie schnell handelseinig wurden.

Die Vorbereitungen nahmen viel Zeit in Anspruch. Doch sie schafften natürlich alles bis zu dem wichtigen Tag.

 

Am Morgen startete ein Bus von Köln und einer von Hamburg Richtung Cuxhaven. Mit Bombenstimmung gingen dort alle an Bord.

Doch Kapitän Eils winkte Georg zu sich und zog ihn in seine Kammer. “Sieht draußen schlecht aus - Windstärke 6 in Böen 7 und das aus Südwest,” sagte er düster. “Bin nicht sicher, ob wir auslaufen können.”

Georg fragte besorgt: “Wegen der Atlantis?”

Cassen Eils war beleidigt: “Unsinn, die kann auch einen Orkan vertragen. Aber die Leute?”

Georg holte den Spediteur. Das wollte er nicht allein entscheiden. Der regte sich sofort auf. “Wie denken Sie sich das? Soll ich die Leute vielleicht so wieder nach Hause schicken? Oder trauen Sie sich nicht?”

Der kleine, pummelige Kapitän wurde puterrot im Gesicht. “Es geht mir nur um die Passagiere. - Gut! - Legen wir ab! - Aber Sie tragen die Verantwortung.”

Doch man soll ja nichts überstürzen. Sie beschlossen also, das kalte Buffet vor der Abfahrt zu eröffnen. Die Gäste hatten doch ein Recht darauf, die delikaten Speisen in Ruhe zu genießen.

Die Kapelle baute ihre Instrumente auf und legte los. Alle waren überzeugt, diese Fahrt würde ein unvergessliches Erlebnis werden.  - Und damit sollten sie auch recht behalten.

Nach dem Essen sammelte die Crew das Geschirr ein. Bier und Sekt wurde nur noch in Flaschen ausgegeben.

 

Das Schiff legte ab und steuerte aus der Elbmündung in die offene See. Hier erwischte sie das raue Wetter mit Macht. Die Atlantis stampfte schwerfällig gegenan und steckte ihre Nase tief in das aufgewühlte Wasser. Dazu fegte der Wind von Südwest heran und traf die Atlantis hart von backbord.

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Neuerscheinung

 

Der Kriminalroman von Gisela Seeger-Ays

Warum ist Gestern nicht vorbei?

ISBN - 9783842341869

ist ab sofort über den Buchhandel erhältlich.

 

Zum Inhalt:

In dem Roman wird außer der kriminellen Handlung auf spannende Art und Weise das Nebeneinander der Herrschaften mit dem brauen Hals und des rechten Randes der "Besseren Gesellschaft" in seiner ganzen Banalität dargestellt. Dabei hat die Autorin die Verhältnisse in der BRD vor dem Zusammenbruch des Ostblocks im Blick.

Paula Sänger versteht einfach nicht, warum ihr Stiefvater ihren Autounfall auf Gran Canaria so wichtig nimmt. Doch nach und nach wächst auch ihre Unruhe, denn ein fast vergessenes Geheimnis der Familie gibt ihr Rätsel auf. Als dann auch noch ihre Mutter brutal getötet wird, will Paula endlich die ganze Wahrheit wissen.

 

Tot und begraben?

 

Ich wohnte noch nicht lange in dieser Gegend. Doch die gemütliche Kneipe an der Ecke hatte ich schon am ersten Tag entdeckt. Dort hockte ich oft nach Feierabend, trank mein Bier und aß auch manchmal eine Kleinigkeit.

Bald fiel mir ein hagerer Mann auf, der immer allein an seinem Tisch saß und in sein Glas starrte. Er unterhielt sich nie. Wenn einer der Gäste ihm ein Bier ausgab, verzog er keine Miene, sondern nickte nur kurz in die Richtung des Spenders.

Eines Abends verließ er ziemlich früh das Lokal. Mir fielen seine schlurfenden Schritte auf und der unnatürlich vorgestreckte Kopf.

Der Wirt kam zu mir, polierte die Tischplatte und sagte eifrig: „Das ist Kurt. Er lebt von der Sozialhilfe. Der hat auch schon bessere Zeiten gesehen.“ Er wischte ein zweites Mal über das Holz und verzog sich wieder hinter seinen Tresen.

Dieser Kurt interessierte mich. Ich vermutete sofort eine ungewöhnliche Story. So etwas aufzuspüren bedeutete für mich so viel, wie für andere der Tanz um das goldene Kalb.

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Aufbruch ins 3.Jahrtausend

 

Gregor, dieser junge, hungrige Typ, passte genau in unsere Zeit. Er war überzeugter Single und gab nichts auf stressige Feten.

Er sah nett aus, groß und schlank. Seine dunklen Haare ließ er regelmäßig vom Friseur auf praktische fünf Millimeter stutzen. Manchmal wirkte er auf andere durch sein abweisendes Gehabe direkt unfreundlich oder arrogant. Doch im Grunde war er ein friedlicher Mensch, wenn man ihn in Ruhe ließ. Seinen dreißig Stunden Job erledigte er in einem Büro an vier Tagen in der Woche mit viel Pflichtgefühl. Wie viel Zeit blieb da einem jungen Mann für Sport und Fun in einer starken Clique.

Doch nicht für Gregor! Der lebte völlig neben der Welt. Selbst wenn ihn ein Mädchen anbaggern wollte, ging das meistens weit an ihm vorbei. Jedenfalls wenn die Sache zu einer längeren Beziehung auszuarten drohte.

Gregor hatte nämlich nur einen echten Freund - seinen Computer. Zu seinem absoluten Spitzenmodell gehörten natürlich Scanner, CD-Brenner und ein Zugang zum Internet. Längst besaß das Gerät für ihn keine Geheimnisse mehr. Er kurvte stundenlang über die Datenautobahnen und konstruierte per Mausklick irre virtuelle Bilder.

Er glaubte wirklich, damit besäße er schon jetzt den Schlüssel zur Zukunft.

 

Die Geschichte passierte vor ein paar Jahren. Es fehlten nur noch wenige Wochen bis zum Jahreswechsel, der Schwelle in das 3.Jahrtausend. Gregor überlegte schon lange, wie er dieses aufregende Ereignis angemessen feiern könnte. Er dachte an ein irres Event, etwas ganz Ausgefallenes. Aber so viel er sich auch umhörte, keine angebotene Feier versprach den richtigen Kick.

Eines abends surfte Gregor wieder einmal gelangweilt im Internet. Er studierte, was der Markt an Wissenswertem zu bieten hatte. Da entdeckte er plötzlich eine faszinierende Website. Er stutzte und starrte verblüfft auf das verwirrende Bild. Wie ein Magnet hielt das auffallende Logo Gregors Augen fest. Vor einem samtblauen Hintergrund leuchtete eine goldene Sonne. Ihre unzähligen Strahlenarme züngelten nach allen Seiten wie hungrige Schlangen.

Darunter stand:

‘Verpasse nicht den Aufbruch ins 3. Jahrtausend! -

Klinke dich bei uns ein! –

Warte auf die nächste Botschaft.‘

Was mochte das bedeuten? War dies die Einladung zu einer besonders ausgefallenen Sylvesterfeier? Genau so etwas hatte er doch die ganze Zeit gesucht? Bloß, wo sollte die Fete stattfinden? Nach irgendwelchen Hinweisen suchte er aber vergebens.

 

 

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Wie gewonnen, so zerronnen.

 
Emil war ein plietscher Hamburger Jung.
So langweilige Sachen wie Socken oder Krawatten an den eleganten Herrn zu bringen, hatte er längst abgehakt. Auch seinen neuen Job als Kaufhausdetektiv konnte er getrost knicken. Nur in Säulen rumzustehen, die von draußen wie Spiegel aussahen, machte ja den härtesten Macker rammdösig.
Nein, ihn reizte das ganz große Geld.
Er hielt nämlich Augen und Ohren offen. Autos nach Afrika zu verschiffen, das brachte richtig Kohle in die Taschen.
Doch ohne genügend Schotter lief so was nicht. – Wenn er da unten nicht wenigstens mit einer Karre mit Stern auftauchte, konnte er den Deal vergessen.
Seine paar Kröten auf der hohen Kante langten bei weitem nicht. Also trug er sonntags nebenbei Zeitungen aus und kellnerte jeden Abend in verräucherten Kneipen. Außerdem verscheuerte er seinen Fernseher, die Musikanlage und was er sonst noch entbehren konnte.
So kriegte er die Kohle überraschend schnell zusammen.
Gerade zur rechten Zeit lernte er Gerd kennen. Der Typ lebte auf Gran Canaria und trieb sich seit ein paar Wochen in Hamburg rum.





 

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Aktualisiert ( Donnerstag, den 09. Dezember 2010 um 13:46 Uhr )

 

Alkohol am Steuer

 

 

  Georg trank gern mal einen über den Durst. Seine Frau Julia beklagte sich darüber, denn das passierte viel zu oft. Doch er fand dafür gute Entschuldigungen.

  Gleich nach dem Krieg bekam er in Hamburg nämlich nur Arbeit am Bau. Und der staubige Beton machte durstig. Drei Kasten Bier am Tag reichten da nur knapp für die trockenen Kehlen ihrer Kolonne.

  Später ergatterte Georg noch eine Lehrstelle bei einer Schiffahrtsfirma. Da ging es ihm auch nicht besser. Denn wer im Hafen zu tun hatte, sollte besser eine gut gemeinte Einladung nicht abschlagen.

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Die Rentenformel

 

Elena kam gerade von einer ausgedehnten Radtour zurück. Sie schaffte ihr Stahlroß in den Keller und ging hinauf in ihre Wohnung.

Dankbar dachte sie an die Errungenschaften der modernen Medizin. Noch vor 5o Jahren wäre ein 70jähriger Mensch kaum so fit gewesen wie sie heute. Über Krankheiten wie Krebs, Herzinfarkt oder ähnliche Geißeln des 20.Jahrhunderts konnten sie nur lachen. Auch Rheuma mit seinen ekelhaften Schmerzen gab es schon seit 100 Jahren nicht mehr.

Heutzutage starben die Menschen an Herzversagen - jedenfalls die meisten. Unfälle ließen sich leider nicht ganz vermeiden, aber man arbeitete daran.

In dem vergangenen Jahr hatte Elena viele Freunde verloren. Alle waren kerngesund bis zum letzten Tag. Und dann plötzlich - wie vom Blitz getroffen - fielen sie um und waren sofort tot...

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Neuerscheinung

 

Der Kriminalroman von Gisela Seeger-Ays

Warum ist Gestern nicht vorbei?

ist ab sofort im Buchhandel erhältlich.

 

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Aktualisiert ( Montag, den 24. Januar 2011 um 10:28 Uhr )

 

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