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Sondermüll Kurzgeschichte von Gisela Seeger-Ays Adelheid Krause ging zu dem kleinen Müllcontainer an der nächsten Straßenecke. Diese Dinger hatten vor kurzem die Mülleimer in den Hausfluren oder Kellern verdrängt. Ein echter Gewinn, denn so fiel der Gestank in den Häusern weg und die Müllmänner sparten einen Arbeitsgang. Adelheids Gedanken beschäftigten sich gerade mit Otto Nagel und dem endgültigen Aus ihrer heißen Connection. Gestern Abend forderte Otto wütend: „Nun entscheide dich endlich! Verlange ich denn zu viel, wenn ich mit meiner Geliebten zusammen in einer Wohnung leben will?“ Er sah sich geringschätzig in ihrer Behausung um. „Nicht gerade viel, was dir die Heimarbeit für die Computerfirma einbringt. Darauf kannst du doch leicht verzichten. Mir bedeutet es viel, dass ich dir vertrauen kann. So eine wildfremde Putze schnüffelt nur überall herum. Ich verstehe deine affige Hinhaltetaktik nicht. Ich verdiene doch wirklich genug für uns beide.“ Aktualisiert ( Freitag, den 28. März 2014 um 18:24 Uhr )
Igors Welt Kurzgeschichte von Gisela Seeger-Ays Nichts faszinierte Igor mehr als Computerspiele. Jede freie Minute verbrachte er vor dem Bildschirm in seinem Zimmmer. Er kämpfte gegen Ritter, Robocops oder gräßliche Monster aus dem All. Eine innere Unruhe trieb Igor, immer weiter zu machen. Er mußte wenigstens das nächste Paßwort finden. Denn damit blieb ihm beim vorzeitigen Aus der totale Rücksturz bis zum Beginn des Spiels erspart. Wenn er sich endlich bis zum Ziel vorgearbeitet hatte, winkte ihm sogar eine saftige Belohnung. Er kannte nämlich Leute, die begierig darauf warteten, von ihm die Marschroute durch die kniffligen Actionspiele zu erfahren. Diese Typen verkauften sein Wissen dann gegen gutes Geld weiter. Es gab genug Verzweifelte, die diese Spiele allein nicht schafften, sondern selbst geschafft auf der Strecke blieben. Aktualisiert ( Freitag, den 14. März 2014 um 12:38 Uhr )
Die Fahrt nach Helgoland Kurzgeschichte von Gisela Seeger-Ays Ende der sechziger Jahre kam Georgs Binnenschiffsfirma so richtig in Schwung. Die Schiffe fuhren hauptsächlich nach Berlin, aber auch zum Mittellandkanal und zum Rhein. Neben Zeitungsdruckpapier in Rollen und Lebensmittel für die Einfuhr- und Vorratsstelle beförderten die Schiffe vor allem Kupfer nach Berlin und zurück. In Berlin wurde das Kupfer - wie es hieß - veredelt. In Wahrheit bestand die ganze Veredelung nur darin, die Kupferplatten oder Zigarren einmal durchzusägen. Dafür gab es dann Berlinhilfe. Die war so reichlich bemessen, dass alle Beteiligten gut davon leben konnten. Eines Tages kam der Spediteur, der das großartige Geschäft angeleiert hatte, mit einem Anliegen zu Georg. Wichtig erklärte er: “Ich muss meiner Kundschaft mal wieder etwas bieten. Die Barkassentour auf der Unterelbe vor zwei Jahren fand ja allgemein Anklang. Aber dieses Mal sollte unser Ausflug die Fahrt noch übertreffen. Organisieren Sie das. Ich verlasse mich auf Sie.” Er erwähnte noch, dass er sich nicht lumpen lassen würde und ging. Georg beriet sich mit Julia. Sie waren sich sofort einig. Da kam nur Helgoland in Frage. Sie kannten die kleine Insel in der Nordsee von ihren Urlaubsreisen. Vor allem liebten sie dort die ruhigen Tage über Sylvester, wenn die großen Bäderschiffe in den Heimathäfen ihren Winterschlaf hielten. Dann fuhr nämlich nur noch Cassen Eils mit seiner Atlantis - und direkt in den Hafen. Den rief Georg jetzt an und fragte, ob man sein Schiff auch chartern könnte. Cassen Eils brummelte hocherfreut sein ‚Ja‘. Denn jetzt im Herbst war sein Schiff nur noch selten ausgebucht. Er machte einen guten Preis, so dass sie schnell handelseinig wurden. Die Vorbereitungen nahmen viel Zeit in Anspruch. Doch sie schafften natürlich alles bis zu dem wichtigen Tag. Aktualisiert ( Freitag, den 14. März 2014 um 12:42 Uhr ) Ein ganz normales Geschäft
Paul verließ grimmig das große Autohaus. Auch hier hatte er sich anhören müssen, dass sein schöner Wagen unverkäuflich wäre, eben kein gängiges Modell. Das durfte doch nicht wahr sein. Der tolle Schlitten sah aus wie neu. Paul verbrachte viel Zeit damit, ihn so tadellos zu pflegen. Laut Katalog sollte der Wagen noch elf Mille bringen. Doch niemand zeigte Interesse. Auf seine vielen Inserate in den verschiedensten Zeitungen kam kein einziger Anruf. Er ließ aus Verzweiflung sogar einmal den Schlüssel stecken. Doch selbst die Diebe ließen die Finger von der ungeliebten Karre. Dabei gab es Autos, die wurden einem direkt aus der Hand gerissen. Welche wilde Hummel hatte ihn bloß gestochen, ausgerechnet diese Automarke zu kaufen? Leben wie in einer Seifenblase Wenn die Deutsche Erika Mendoza Grata einen Raum betrat, füllte sie ihn durch ihr Erscheinen restlos aus. Alle Personen neben ihr wurden plötzlich zu Statisten. Das kam ihrem Job natürlich zu gute. Denn Erika Mendoza Grata vertrat hier auf der Insel als Honorarkonsulin die Interessen eines afrikanischen Staates. Und als solche erwartete sie von ihrer Umgebung auch den nötigen Respekt. Dabei konnte man sie wirklich nicht als schön bezeichnen, nicht einmal als besonders elegant. Die Frau Konsulin driftete nämlich schon stark Richtung Rente und dies ziemlich gewichtig. Aber ihr Auftreten hätte einer Monarchin alle Ehre gemacht. Wie selbstverständlich bewegte sie sich geradezu hoheitsvoll in den erlauchtesten Kreisen. Schinken aus Polen
Egon saß missmutig in seiner Kneipe. Er kam einfach auf keinen grünen Zweig. Soviel er auch rechnete, unterm Strich blieb gerade genug zum Überleben. Er arbeitete wirklich viel. Daran lag es nicht. Seine Stammkunden rissen sich um seine Croques - Riesenbrötchen mit verschiedenen Füllungen. Besonders gefragt waren die mit Schinken und Krautsalat. Doch bei den Kosten für die Zutaten blieben ihm nur Cents. Und die Preise erhöhen? Er hörte schon den Protest. Der Wirt um die Ecke verlangte doch auch nicht mehr. Jemand hämmerte an die Tür. Es wurde Zeit, das Lokal zu öffnen. - Mehrere Männer besetzten die Hocker vor dem Tresen. Bald diskutierten sie lebhaft das letzte Fußballspiel von St. Pauli oder dem HSV. An einem Tisch hielt die Toilettenfrau vom Messegelände Hof. Sie kannte viele Prominente. Immer wusste sie tolle Geschichten - und keine davon war gelogen. Anna kam und arbeitete in der Küche. Es war laut und der Raum ziemlich verräuchert. Egon und Anna gönnten sich keine Pause. Gegen Mitternacht kam ein Gast herein, den Egon nicht kannte. Der kleine schmächtige Mann setzte sich auf den Hocker in der Ecke. „Ein Bier! — Damit du weißt, mit wem du redest, ich heiße Ede.“ Er beobachtete den Wirt. Schließlich bestellte er sich ein Croque mit Schinken und Krautsalat. Nachdem die Riesenportion in dem kleinen Mann verschwunden war, meinte er: „Schade, der Schinken ist nicht gerade Spitzenklasse. Dein Croque könnte noch besser schmecken.“ weiter unter 'Kurzgeschichten'
Aktualisiert ( Montag, den 02. Dezember 2013 um 18:39 Uhr ) Suleikas Tanz Immer wieder passieren Morde, die nie aufgeklärt werden. Doch manchmal geschehen Dinge, die uns glauben machen, dass eine zornige Faust einen besonders üblen Verbrecher auf der Stelle zermalmt. So war es wohl auch in dem folgenden Fall. Der Mann verspürte wieder diese Unruhe. Sie quälte ihn in der letzten Zeit immer häufiger. Er zog seinen Mantel an und verließ das Haus. Draußen regnete es, kein Wetter für einen längeren Spaziergang. Er schlug den Mantelkragen hoch. Die Straße glänzte vor Nässe. Die Autos spritzten Fontänen gegen seine Beine. - Es ging schon gegen Mitternacht. Die Häuser in dieser Gegend sahen nicht besonders einladend aus. Gegenüber lockte eine Neonreklame. Ein Schaukasten zeigte Fotos der Damen, die in diesem Etablissement auftraten. Aktualisiert ( Donnerstag, den 31. Oktober 2013 um 18:29 Uhr ) Totalschaden Wie so oft hockte Herbert in der Kneipe um die Ecke. Doch heute fühlte er sich zu deprimiert und unverstanden, um der allgemeinen Unterhaltung folgen zu können. Darum vergrub er sich ja auch in der hintersten Ecke des Lokals.
Ihn nervte Dora, die ihm dauernd mit ihren Vorwürfen in den Ohren lag. Das bisschen Geld vom Arbeitsamt reichte hinten und vorne nicht. Und - jeder vernünftige Mann bekäme Arbeit, wenn er nur wollte. Und - den Wagen sollte er verkaufen. Der schluckte nur einen Haufen Geld für nothing. Und - wenn sie ihn los würden, könnten sie sich auch mal etwas leisten. - Und - und - und… Nie ging Dora die Puste aus. Aktualisiert ( Dienstag, den 08. Oktober 2013 um 15:46 Uhr ) Neapel sehen – und sterben! Die sieben Männer vom Kegelclub 'Alle Neune’ hockten nach der sportlichen Betätigung noch gemütlich in ihrer Stammkneipe. Nur Georg wirkte noch leicht gnadderig. Die anderen machten ihn auf der Kegelbahn bestimmt absichtlich so nervös, damit sie ihm hinterher den Pudelorden umhängen konnten. Gerade erhob sich Robert feierlich. „Wie beschlossen verjubeln wir dieses Mal unsere Kegelkasse in Neapel. Die Stadt soll der absolute Hammer sein. Umsonst heißt es ja nicht: Neapel sehen und sterben. – Das werden bestimmt fünf heiße Tage.“ Aktualisiert ( Samstag, den 04. August 2012 um 09:26 Uhr )
Träume sind Schäume
Egon träumte selten und wenn - konnte er sich später nicht daran erinnern. Doch in dieser Nacht war es anders. Er wachte von seinem eigenen Schrei auf. Schweißgebadet saß er aufrecht in seinem Bett. Seine Frau Anna knipste schon das Licht an und fragte besorgt: „Was ist los? Hast du schlecht geträumt?" Egon schüttelte sich, als könnte er so die grässlichen Bilder los werden. „Ja, und ich erinnere mich an jede Einzelheit. - Ich könnte schwören, es wäre alles wirklich so passiert.” Er wischte sich über die Augen und erzählte seinen Traum wie unter einem Zwang. „Ich fuhr in einem völlig fremden Wagen durch ein Gebirge. Neben mir saß eine unbekannte Frau. Es wurde schnell dunkel. Ich konnte die schmale Straße kaum noch ausmachen. - Zu allem Überfluss begann es zu regnen. Aus Aktualisiert ( Samstag, den 15. Oktober 2011 um 11:13 Uhr ) |